Drogen
VON KATHARINA MÜLLER
Ostallgäu:
Konsumenten von legalen Räuchermischungen müssen öfter im Bezirkskrankenhaus (BKH)
Kaufbeuren wegen Psychosen behandelt werden. Öfter als Personen, die Cannabis rauchen, berichtet
Claudia Weber von der Suchtberatungsstelle
der Caritas. Zur Beratung wegen Problemen mit der Droge, die man übers Internet bestellen
kann, komme indes kaum jemand. "Wenn damit etwas schief geht, landen die Personen meistens gleich im BKH", sagt Weber.
Räuchermischungen sind deshalb so gefährlich, weil man nie genau weiß, was drin ist. "Das ist ein Gepansche aus chemischen Substanzen", erläutert Weber. Sie bestehen laut Edmund Martin, Leiter der
Füssener Polizeiinspektion, aus Kräutern oder Gräsern, die mit künstlichen Cannabinoiden besprüht
werden. Da nicht pro Päckchen eine bestimmte Menge verwendet, sondern einfach ein großer
Haufen benetzt werde, sind die Packungsinhalte oft unterschiedlich stark. Deshalb sei die Dosierung
sehr schwierig. Der Polizei gegenüber hätten Konsumenten angegeben, dass sie von selbst wieder aufgehört haben, Kräutermischungen zu rauchen, da sie Wahnvorstellungen, Herzrasen oder panikähnliche "Anfälle" bekamen. Warum ist so eine gefährliche Droge dann überhaupt legal? "Weil
die Gesetzgebung nicht hinterherkommt", antwortet Weber. Das Betäubungsmittelgesetz wird, wie
Martin erläutert, jährlich um neue verbotene Stoffe ergänzt. Sobald das geschieht, ändern die Hersteller die Zusammensetzung ihrer Räuchermischungen
und umgehen so immer wieder das Gesetz. "Verheerende Folgen" Das Problem dabei ist laut Weber,
dass viele Konsumenten denken, dass die Räuchermischungen harmlos seien, weil man sie legal zu sich nach Hause bestellen kann. Doch das ist ein Irrtum: "Räuchermischungen oder sogenanntes Badesalz können verheerende Folgen haben", sagt sie. Die Beliebtheit geht laut Martin zumindest im Dienstbereich der Füssener Polizei allerdings zurück. Zwar könne man die Räuchermischungen
leicht über das Internet bestellen, jedoch schrecke es viele "normale Kiffer" ab, dass es
sich dabei um chemische Produkte handelt.
Auch Weber hat den Eindruck, dass derzeit vermehrt aufputschende Drogen wie Speed bei Jugendlichen
"angesagt" sind. Wegen Cannabis kämen nur noch wenige zur Beratungsstelle. "In der Partyszene
sind eher pushende Drogen beliebt", sagt Weber. An die komme man in Diskotheken leicht heran.
Trotzdem sollten Eltern, die ihre Kinder mit legalen Räuchermischungen oder illegalen Drogen erwischen,
nicht sofort in Panik geraten, rät die Sozialpädagogin. Sie
sollten auch nicht sofort die Polizei einschalten. "Das bringt nichts im Verständnis zwischen Kind und Eltern", erläutert Weber. Wer bei seiner Tochter oder seinem Sohn ein verdächtiges Päckchen mit Pillen,
Pulver, oder Kräutermischungen findet, sollte sich Weber zufolge
über die jeweilige Substanz genau informieren und eine Beratungsstelle kontaktieren.
Suchtberatung des Caritasverband bietet zum Beispiel in Füssen (Ritterstraße 10) unter der 08362/37269 oder in Kaufbeuren unter 08341/ 971217 Suchtberatung an.
Zur Suchtprävention
gibt es im Landratsamt Ostallgäu Ansprechpartner
unter der Telefonnummer
08342/911623.
Mit freundlicher Genehmigung der Allgäuerzeitung